Actinomycetaceae

Familie der Ordnung Actinomycetales

Actinomycetaceae ist eine Familie der Bakterien-Ordnung Actinomycetales, zu denen man acht Gattungen rechnet (Stand 2020). Die Gattung Actinomyces enthält die meisten Arten. Charakteristisch für die Vertreter der Actinomycetaceae sind langgestreckte, oft verzweigte Zellen, mit Ausnahme der Gattung Mobiluncus ohne aktive Bewegung, überwiegend anaerobes Wachstum und positives Verhalten in der Gram-Färbung.

Actinomycetaceae

Actinomyces israelii

Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Actinobacteria
Ordnung: Actinomycetales
Unterordnung: Actinomycineae
Familie: Actinomycetaceae
Wissenschaftlicher Name
Actinomycetaceae
Buchanan 1918, emend. Zhi u. a. 2009[1]

Die Familie Actinomycetaceae wird oft auch als „Aktinomyzeten“ oder „Aktinomyceten“ bezeichnet. Diese Bezeichnungen sind jedoch nicht eindeutig, weil damit auch die Ordnung Actinomycetales und die Gattung Actinomyces bezeichnet werden.

Gestalt, Zellstruktur

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Aktinomyzeten bilden in der Regel gerade oder gekrümmte stäbchenförmige Zellen mit einem Durchmesser von 0,2 – 3,0 µm. Die Länge ist sehr unterschiedlich, es kommen kurze coccoide Zellen vor und auch lange fädige bis zu einer Länge von 50 µm oder sogar darüber. Einige Arten bilden kleine, verzweigte Myzelien. Die langfädigen Formen und Myzelien vermehren sich gelegentlich durch Zerfall in kurze Zellen (Segmentation). Die Vertreter der Actinomycetaceae sind grampositiv. Aktive Bewegung kommt nur bei der Gattung Mobiluncus vor, und zwar durch jeweils ein Flagellum oder durch mehrere (bis 8), die an einem Zellende angeordnet sind. Bei dieser Gattung kommen auch Formen vor, die zwar eine typische Zellwand grampositiver Bakterien besitzen, die aber so dünn ist, dass sie sich bei der Gram-Färbung gramvariabel oder gramnegativ verhalten.

Stoffwechsel

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Die Vertreter der Familie Actinomycetaceae sind überwiegend anaerob, einige sind fakultativ aerob, nur wenige besitzen das Enzym Katalase. Bei einigen Arten wird durch eine hohe Kohlenstoffdioxid- (CO2) bzw. Hydrogencarbonat- (HCO3) Konzentration im Nährmedium Wachstum unter aeroben Bedingungen ermöglicht. Die meisten Aktinomyzeten benötigen zum Wachstum ein komplexes Nährstoffangebot. Häufig haben sie einen fermentativen Energiestoffwechsel, bei dem Kohlenhydrate zu organischen Säuren umgesetzt werden. Einige Vertreter der Familie können Nitrat (NO3) zu Nitrit (NO2) reduzieren.

Vorkommen, Lebensweise

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Die meisten Aktinomyzeten kommen in warmblütigen Wirbeltieren vor, entweder als Pathogene oder als Kommensalen. Das Temperaturoptimum des Wachstums liegt deshalb relativ hoch: 30 – 37 °C. Die Pathogene verursachen verschiedene Krankheiten, u. a. Aktinomykosen.

Systematik

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Äußere Systematik

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Die Ordnung Actinomycetales ist sehr artenreich und wird in mehrere Unterordnungen und Familien aufgegliedert, neben der Unterordnung Actinomycineae mit der Familie Actinomycetaceae beispielsweise die Unterordnung Corynebacterineae mit den Familien Mycobacteriaceae und Nocardiaceae, zu denen die medizinisch relevanten Gattungen Mycobacterium bzw. Nocardia gehören, sowie die Unterordnung Micrococcineae mit den Familien Brevibacteriaceae und Micrococcaceae.[2]

Innere Systematik

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Die Familie Actinomycetaceae umfasst die folgenden Gattungen (Stand 2020),[1][2] dazu eine Auswahl von Arten:

  • Actinobaculum Lawson et al. 1997 emend. Yassin et al. 2015
  • Mobiluncus Spiegel & Roberts 1984 emend. Hoyles et al. 2004
  • Varibaculum Hall et al. 2003 emend. Glaeser et al. 2017

Änderungen in der Systematik und Synonyme

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Die Art Trueperella pyogenes weist mehrere Synonyme auf. Sie wurde 1903 von Glage als Bacillus pyogenes beschrieben, 1918 von Eberson als Corynebacterium pyogenes zur Gattung Corynebacterium und 1982 von Reddy als Actinomyces pyogenes zur Gattung Actinomyces gestellt. Phylogenetische Analysen einiger Actinomyces-Spezies führten 1997 zur Etablierung weiterer Gattungen in der Familie Actinomycetaceae, in diesem Zusammenhang wurde die Art als Arcanobacterium pyogenes reklassifiziert. Vergleichende Studien der Chemotaxonomie und Phylogenetik führten dann zur Einordnung als Trueperella pyogenes (Glage 1903) Yassin et al. 2011 in die Gattung Trueperella.[3]

2004 zeigten Hoyles et al., dass die Spezies Falcivibrio grandis Hammann et al. 1984 (die Typusart der Gattung Falcivibrio Hammann et al. 1984) ein später beschriebenes heterotypisches Synonym der Art Mobiluncus mulieris Spiegel & Roberts 1984 ist.[4] Gemäß der Regel 37a des International Code of Nomenclature of Bacteria (Bakteriologischer Code) ist der Gattungsname Falcivibrio damit nicht mehr gültig und die Arten dieser Gattung wurden zur Gattung Mobiluncus gestellt.

Literatur

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  • Klaus Peter Schaal, Atteyet F. Yassin, Erko Stackebrandt: The Family Actinomycetaceae: The Genera Actinomyces, Actinobaculum, Arcanobacterium, Varibaculum, and Mobiluncus. In: Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): The Prokaryotes - A Handbook on the Biology of Bacteria. 3. Auflage, Bd. 3: Archaea. Bacteria: Firmicutes, Actinomycetes. Springer Verlag, New York 2006, S. 430–537, ISBN 978-0-387-25493-7 (Print), ISBN 978-0-387-30743-5 (Online), doi:10.1007/0-387-30743-5_21.
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Commons: Actinomycetaceae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikispecies: Actinomycetaceae – Artenverzeichnis

Einzelnachweise

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  1. a b Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Familiy Actinomycetaceae. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 8. Februar 2020.
  2. a b Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Classification of domains and phyla - Hierarchical classification of prokaryotes (bacteria). In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 8. Februar 2020.
  3. Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Genus Arcanobacterium. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 8. Februar 2020.
  4. L. Hoyles, M. D. Collins, E. Falsen, N. Nikolaitchouk, A. L. McCartney: Transfer of members of the genus Falcivibrio to the genus Mobiluncus, and emended description of the genus Mobiluncus. In: Systematic and Applied Microbiology. Band 27, Nr. 1, Februar 2004, S. 72–83, doi:10.1078/0723-2020-00260, PMID 15053324.