Norman Podhoretz

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Norman Podhoretz (1986)

Norman Podhoretz (* 16. Januar 1930 in Brownsville, New York City) ist ein US-amerikanischer Intellektueller, der gemeinhin als einer der führenden Vertreter des Neokonservatismus in den USA angesehen wird. Er ist Sohn jüdischer Eltern, die aus Europa stammen.

Werdegang

Podhoretz wuchs in Brownsville auf, einem multikulturell geprägten Viertel in Brooklyn, das vornehmlich von ärmeren Schichten bewohnt wird. Die Familie war linksgerichtet; seine Schwester war Mitglied einer sozialistischen Jugendbewegung.

Podhoretz erwarb den akademischen Grad eines Bachelors sowohl an der Columbia University (wo er u. a. bei Lionel Trilling studierte) als auch beim Jüdischen theologischen Seminar (Jewish Theological Seminary). Später erhielt er den BA erster Klasse und den Titel eines Master of Arts der University of Cambridge, England. Danach wurde er Redakteur des einflussreichen, zunächst (bis Ende der 1960er Jahre) eher liberalen, danach zusehends konservativen Commentary Magazine (USA) und löste 1960 Elliot Cohen als Chefredakteur ab; er leitete die vom American Jewish Committee initiierte und finanzierte Zeitschrift bis zu seiner Pensionierung 1995. Derzeit (Stand: Januar 2007) fungiert er als Herausgeber des vielfach als Zentralorgan des Neokonservatismus erachteten politischen Magazins.

1963, auf dem Höhepunkt der Rassenunruhen in den Vereinigten Staaten, publizierte er den Essay My Negro Problem - And Ours („Mein Negerproblem - und unseres“), der große Aufmerksamkeit erregte.

Von 1981 bis 1987 diente Podhoretz der United States Information Agency als Berater. Von 1995 bis 2003 war er Senior-Fellow (etwa: leitender Wissenschaftler oder leitender Mitarbeiter) beim Hudson Institute, einer konservativen Denkfabrik in Croton-on-Hudson (New York). Zudem ist er Mitglied des Council on Foreign Relations.

Neben dem bereits erwähnten American Jewish Committee ist Podhoretz mit einer Reihe weiterer Organisationen verbunden:

Ansichten

Norman Podhoretz gilt als Falke in Fragen der Außenpolitik. Mit seinem Buch The Present Danger über die Gefahr der Finnlandisierung der Vereinigten Staaten hat er die außenpolitischen Leitlinien Ronald Reagans geprägt. Im Jahr 2002 befürwortete er den Irakkrieg und die Entmachtung Saddam Husseins.[1] Die Entscheidung zum Irakkrieg hielt er auch noch 2019 für richtig:

Nein, ich bin in Bezug auf den Irak kompromisslos. Ich denke, es war damals das Richtige. Ich bin sogar so weit gegangen, zu sagen, dass Bush ein Amtsenthebungsverfahren verdient hätte, wenn er nicht angegriffen hätte. Jeder Geheimdienst der Welt sagte, dass Saddam Massenvernichtungswaffen – einschließlich Atomwaffen – hatte. Jeder seiner eigenen Geheimdienste sagte das. Saddam selbst sagte das. Besonders nach dem 11. September gab es fast keinen guten Grund, nicht anzugreifen. Die Regierung hatte alle diplomatischen Lösungen ausgeschöpft, von denen ich immer wusste, dass sie nicht funktionieren würden. Es ist unvorstellbar, dass die Bush-Regierung gelogen haben könnte. Wer wäre dumm genug, zu lügen, wenn man innerhalb von einer Woche entlarvt wird? Es ist lächerlich! Niemand hat gelogen, außer Saddam. [2]

Im Juni 2007 plädierte Podhoretz für einen Militärschlag gegen das iranische Atomprogramm.[3] Podhoretz war zu dieser Zeit sicher, dass Präsident George W. Bush vor dem Ende seiner Amtszeit den Iran angreifen würde.[4] Podhoretz hatte Ende September 2007 ein Treffen mit Bush öffentlich gemacht. „Bei dem 45 Minuten langen Gespräch, das angeblich im offiziellen Dienstplan Bushs nicht auftauchte, habe Bush sehr aufmerksam den Argumenten Podhoretz’ für einen Luftschlag gegen Iran zugehört, ohne die eigene Präferenz festzulegen“, hieß es in einem Bericht der Welt. „Podhoretz’ Preisgabe des Gesprächs kurz vor dem Auftritt Ahmadinedschads an der New Yorker Columbia University wird mancherorts aber auch als eine indirekte Warnung an den Iran verstanden. Es sei sehr unüblich, ohne Einwilligung des Weißen Hauses über Termine mit Bush öffentlich zu reden.“[5] Podhoretz war auch außenpolitischer Berater[6] des früheren New Yorker Bürgermeisters Rudolph Giuliani, der sich als Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei bewarb.[7] Er war zudem ein Unterstützter von Sarah Palin und schrieb 2010: Ich erkläre hiermit, dass ich lieber von der Tea Party als von der Demokratischen Partei regiert werden möchte und dass ich lieber Sarah Palin im Oval Office sitzen sehen würde als Barack Obama..[8] 2016 unterstützte er zunächst Marco Rubio in den Vorwahlen und nach seiner Niederlage den Kandidat der Republikaner Donald Trump.[9] Seinen Entschluss Trump zu unterstützten begründet er mit seiner Ablehnung von Hillary Clinton und ihrer Befürwortung des Iran Atomabkommens.

Ich denke, das Iran-Abkommen ist eine der katastrophalsten Maßnahmen, die je ein amerikanischer Präsident getroffen hat. So ernst nehme ich es. Es ebnet dem Iran den Weg, eine Atomwaffe zu bekommen. Wenn der Iran eine Atomwaffe bekommt, besteht meiner Meinung nach die große Gefahr, dass es zu einem Atomkrieg zwischen dem Iran und Israel kommt. Das allein würde schon ausreichen, um mich gegen die Obama-Regierung und praktisch jeden, der daran beteiligt war, und ganz sicher auch gegen Hillary Clinton aufzubringen. Aus meiner Sicht ist das entschiedener als alles andere.[10]

Zudem gab Podhoretz, dass in der Demokratische Partei zunehmen israelskeptische Stimmen an Einfluss gewinnen würden:

Ich denke, es besteht kein Zweifel daran, dass man den Demokraten, wenn es um Israel geht, nicht länger vertrauen kann. Das progressive Milieu im Allgemeinen und die Demokratische Partei im Besonderen sind im Laufe der letzten 50 Jahre Israel gegenüber immer unfreundlicher geworden. Mittlerweile ist ein Punkt erreicht, an dem es innerhalb der Partei Elemente gibt, die Israel gegenüber eindeutig feindlich eingestellt sind, und viele, die einfach nur kalt und unfreundlich sind.[10]

2022 sagte Norman Podhoretz, dass er auch in 2024 Donald Trump unterstützen werde, er fügte allerdings auch, dass die Republikaner auch noch andere gute Kandidaten für die Präsidentschaft hätten wie Tom Cotton.[11]

Familiäres

Norman Podhoretz war mit der Autorin Midge Decter (1927–2022) verheiratet. Er ist der Vater des syndizierten Kolumnisten John Podhoretz.

Auszeichnungen

2004 verlieh ihm George W. Bush die Presidential Medal of Freedom, die höchste vom Präsidenten zu vergebende Auszeichnung für einen Zivilisten in den USA.

Siehe auch

Publikationen

Deutsch:

  • Der Riese taumelt. Amerika in der Bewährung. Busse-Seewald Verlag, 1984. ISBN 3-512-00620-5

Literatur

  • Thomas L. Jeffers: Norman Podhoretz: a biography, Cambridge [u. a.]: Cambridge Univ. Press, 2010, ISBN 978-0-521-19814-1

Kommentare

Einzelnachweise

  1. How to Win World War IV In: Commentary Magazine
  2. An Interview with Norman Podhoretz In: Claremont
  3. The Case for Bombing Iran In: Commentary Magazine
  4. Tim Shipman: Neocons seek to justify action against Teheran ("Sunday Telegraph", 30. September 2007)
  5. Torsten Krauel: Strategie: USA wollen die Revolutionswächter treffen (Welt Online, 1. Oktober 2007)
  6. Toby Harnden: We must bomb Iran, says US Republican guru ("Daily Telegraph", 27. Oktober 2007)
  7. Jörg Lau: Prophet des nächsten Weltkriegs ("Die Zeit", 25. Oktober 2007)
  8. In Defense of Sarah Palin In: The Wall Street Journal
  9. Norman Podhoretz Still Picks Fights and Drops Names In: New York Times
  10. a b Norman Podhoretz, the last remaining ‘anti-anti Trump’ neocon In: The Times of Israel
  11. Norman Podhoretz Gains More Ex-Friends for His Trump Support In: The American Spectator

Anmerkung: Dieser Artikel ist im Wesentlichen eine Übersetzung des gleichnamigen Artikels der englischsprachigen Wikipedia.