„Stefan Uroš I.“ – Versionsunterschied

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[[Bild:UrosI.jpg|thumb|König Stefan Uroš I. mit seinem Sohn Dragutin, Kloster Sopoćani, um 1273]]
[[Bild:UrosI.jpg||König Stefan Uroš I. mit seinem Sohn Dragutin, Kloster Sopoćani, um 1273]]


'''Stefan Uroš I.''', auch ''Uroš der Große'' (* um [[1220]]; † [[1. Mai]] [[1277]] in [[Sopoćani]]) war der jüngste Sohn von [[Stefan Nemanjić]] und [[Anna Dandolo]] und 1243 bis 1276 König von [[Raszien (Fürstentum)|Raszien]], der [[Küstenländer (Geschichte Serbiens)|Küstenländer]] und aller [[Serben]].
'''Stefan Uroš I.''', auch ''Uroš der Große'' (* um [[1220]]; † [[1. Mai]] [[1277]] in [[Sopoćani]]) war der jüngste Sohn von [[Stefan Nemanjić]] und [[Anna Dandolo]] und 1243 bis 1276 König von [[Raszien (Fürstentum)|Raszien]], der [[Küstenländer (Geschichte Serbiens)|Küstenländer]] und aller [[Serben]].


Beide seine älteren Brüder, [[Stefan Radoslav]] und [[Stefan Vladislav]], wurden von der serbischen Reichsversammlung als Könige abgesetzt. Uroš zeigte sich bei der Staatsführung weit talentierter als seine Brüder. So konnte er 1254 ein Bündnis [[Geschichte Bulgariens|Bulgariens]] mit der Republik [[Dubrovnik]] (Ragusa) und [[Ungarn]] bestehen, führte Kriege gegen [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] und eroberte weite Gebiete in [[Mazedonien]], konnte erfolgreich päpstlichen Einmischungen in den vorwiegend [[Römisch-Katholische Kirche|römisch-katholischen]] Küstengebieten entgegentreten, und arbeitete an der Einheit seines Königreichs, weswegen er sich bescheiden nur serbischer König (''Kralj srpski'') nannte. Zu seiner Zeit entwickelte sich das Bergbauwesen, das zur wirtschaftlichen Haupteinnahmequelle [[Serbien]]s wurde: Serbien deckte bis zu einem Drittel des Silbermarktes im damaligen [[Europa]].
Beide seine älteren Brüder, [[Stefan Radoslav]] und [[Stefan Vladislav]], wurden von der serbischen Reichsversammlung als Könige abgesetzt. Uroš zeigte sich bei der Staatsführung weit talentierter als seine Brüder. So konnte er 1254 ein Bündnis [[Geschichte Bulgariens|Bulgariens]] mit der Republik [[Dubrovnik]] (Ragusa) und [[Ungarn]] bestehen, führte Kriege gegen [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] und eroberte weite Gebiete in [[Mazedonien]], konnte erfolgreich päpstlichen Einmischungen in den vorwiegend [[Römisch-Katholische Kirche|römisch-katholischen]] Küstengebieten entgegentreten, und arbeitete an der Einheit seines Königreichs, weswegen er sich bescheiden nur serbischer König (''Kralj srpski'') nannte. Zu seiner Zeit entwickelte sich das Bergbauwesen, das zur wirtschaftlichen Haupteinnahmequelle wurde: deckte bis zu einem Drittel des Silbermarktes im damaligen [[Europa]].


Für dieses Unternehmen lud Uroš sächsische Bergleute in sein Königreich. Die [[Sachsen (Volk)|Sachsen]], die viele Sonderrechte genossen, siedelten in den neu erschlossenen Bergwerken in und um [[Novo Brdo]] (altdeutsch ''Nyenberghe'') im heutigen [[Kosovo]]. Novo Brdo oder Nyenberghe war mit 40.000 Einwohnern einer der größten Städte Europas und wurde ''Stadt des Silbers und Goldes'' genannt.<ref>[[Ivan Ivanji]], Jugoslawien, APA Guides, München 1991, Serbisches Mittelalter (Autor: Srđan Pirivatrić), S. 38</ref> Das von Uroš und mit Hilfe deutscher Sachsen begründete serbische Bergbauwesen wurde damit zu einer der Grundlagen der folgenden Machtentfaltung Serbiens in [[Südosteuropa]].
Für dieses Unternehmen lud Uroš sächsische Bergleute in sein Königreich. Die [[Sachsen (Volk)|Sachsen]], die viele Sonderrechte genossen, siedelten in den neu erschlossenen Bergwerken in und um [[Novo Brdo]] (altdeutsch ''Nyenberghe'') im heutigen [[Kosovo]]. Novo Brdo oder Nyenberghe war mit 40.000 Einwohnern einer der größten Städte Europas und wurde ''Stadt des Silbers und Goldes'' genannt.<ref>[[Ivan Ivanji]], Jugoslawien, APA Guides, München 1991, Serbisches Mittelalter (Autor: Srđan Pirivatrić), S. 38</ref> Das von Uroš und mit Hilfe deutscher Sachsen begründete serbische Bergbauwesen wurde damit zu einer der Grundlagen der folgenden Machtentfaltung in [[Südosteuropa]].


Uroš war mit [[Hélène d’Anjou|Jelena (Hélène) von Anjou]] verheiratet. Auf einem Feldzug gegen Ungarn wurde Uroš geschlagen und musste daraufhin seinen Thron mit seinem ältesten Sohn [[Stefan Dragutin]] teilen, der ihn auf Betreiben seiner königlich-ungarischen Verwandtschaft 1276 stürzte. Uroš zog sich als Mönch in das von ihm begründete Kloster von [[Sopoćani]] zurück, wo er 1277 starb.
Uroš war mit [[Hélène d’Anjou|Jelena (Hélène) von Anjou]] verheiratet. Auf einem Feldzug gegen Ungarn wurde Uroš geschlagen und musste daraufhin seinen Thron mit seinem ältesten Sohn [[Stefan Dragutin]] teilen, der ihn auf Betreiben seiner königlich-ungarischen Verwandtschaft 1276 stürzte. Uroš zog sich als Mönch in das von ihm begründete Kloster von [[Sopoćani]] zurück, wo er 1277 starb.
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== Triviales ==
== Triviales ==


Stefan Uroš I. galt als der Volkskönig unter den [[Nemanjiden]]. Seine Popularität bei den einfachen Leuten trug dazu bei, dass sich die meisten seiner Nachkommen nach ihm benannten. Obwohl Serbien unter seiner Regierung einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, blieb Uroš bei einer bescheidenen Lebenshaltung. In seinem bescheidenem Lebensstil wurde er von seiner Frau Hélène unterstützt, die ebenso nicht viel für Pomp und Luxus übrig hatte. In die historischen Annalen eingegangen ist eine byzantinische Mission, welche die Lebensumstände in Serbien erkunden sollte, als Verhandlungen um eine Ehe von Uroš’ jüngerem Sohn Milutin mit der byzantinischen Prinzessin Eudokia, der Tochter Kaisers [[Michael VIII.]], geführt wurden. Die byzantinischen Gesandten priesen dabei das höfische Leben in Konstantinopel, woraufhin Uroš sie in einen kleinen Raum führte und ihnen die ungarische Prinzessin Katalina, die Gemahlin seines älteren Sohnes Dragutin, zeigte, wie diese in einfachen Leinen gekleidet auf einem Webstuhl saß. Auf seine Worte: „Und so leben die Prinzessinnen bei uns“, verließen die byzantinischen Gesandten erschrocken Uroš’ Hof, womit auch die Ehe Milutins mit Eudokia nicht zustande kam.
Stefan Uroš I. galt als der Volkskönig unter den [[Nemanjiden]]. Seine Popularität bei den einfachen Leuten trug dazu bei, dass sich die meisten seiner Nachkommen nach ihm benannten. Obwohl unter seiner Regierung einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, blieb Uroš bei einer bescheidenen Lebenshaltung. In seinem bescheidenem Lebensstil wurde er von seiner Frau Hélène unterstützt, die ebenso nicht viel für Pomp und Luxus übrig hatte. In die historischen Annalen eingegangen ist eine byzantinische Mission, welche die Lebensumstände in erkunden sollte, als Verhandlungen um eine Ehe von Uroš’ jüngerem Sohn Milutin mit der byzantinischen Prinzessin Eudokia, der Tochter Kaisers [[Michael VIII.]], geführt wurden. Die byzantinischen Gesandten priesen dabei das höfische Leben in Konstantinopel, woraufhin Uroš sie in einen kleinen Raum führte und ihnen die ungarische Prinzessin Katalina, die Gemahlin seines älteren Sohnes Dragutin, zeigte, wie diese in einfachen Leinen gekleidet auf einem Webstuhl saß. Auf seine Worte: „Und so leben die Prinzessinnen bei uns“, verließen die byzantinischen Gesandten erschrocken Uroš’ Hof, womit auch die Ehe Milutins mit Eudokia nicht zustande kam.


Besonders bemüht war Uroš, regionale und kirchliche Unterschiede in seinem Staat zu überwinden. Auch hier war ihm Hélène eine Stütze. Er unterstützte die Autonomie der überwiegend römisch-katholischen Küstenstädte und wahrte die Unabhängigkeit des römisch-katholischen [[Erzbistum Bar|Erzbistums von Bar]], dessen Erzbischof damals [[Johannes de Plano Carpini|Johannes Carpini]] war, gegenüber den Ambitionen des [[Dubrovnik]]er Erzbistums. Letzteres konnte auf die Unterstützung des Papstes zählen. So geschah, dass, als zwei Dubrovniker Bischöfe von [[Benediktiner]]n gehängt wurden, eine päpstliche Gesandtschaft in [[Kotor]] eintraf, um die römischen Katholiken in den Küstenstädten zum Gehorsam zu ermahnen. Die päpstlichen Gesandten wurden mit den Worten: „Wer ist der Papst? König Uroš ist unser Papst!“ davongejagt.
Besonders bemüht war Uroš, regionale und kirchliche Unterschiede in seinem Staat zu überwinden. Auch hier war ihm Hélène eine Stütze. Er unterstützte die Autonomie der überwiegend römisch-katholischen Küstenstädte und wahrte die Unabhängigkeit des römisch-katholischen [[Erzbistum Bar|Erzbistums von Bar]], dessen Erzbischof damals [[Johannes de Plano Carpini|Johannes Carpini]] war, gegenüber den Ambitionen des [[Dubrovnik]]er Erzbistums. Letzteres konnte auf die Unterstützung des Papstes zählen. So geschah, dass, als zwei Dubrovniker Bischöfe von [[Benediktiner]]n gehängt wurden, eine päpstliche Gesandtschaft in [[Kotor]] eintraf, um die römischen Katholiken in den Küstenstädten zum Gehorsam zu ermahnen. Die päpstlichen Gesandten wurden mit den Worten: „Wer ist der Papst? König Uroš ist unser Papst!“ davongejagt.
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== Quelle ==
* http://www.serbianunity.net/culture/history/Serb_History/Rulers/Stefan_Uros_I.html



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Version vom 21. März 2011, 10:48 Uhr

König Stefan Uroš I. mit seinem Sohn Dragutin, Kloster Sopoćani, um 1273

Stefan Uroš I., auch Uroš der Große (* um 1220; † 1. Mai 1277 in Sopoćani) war der jüngste Sohn von Stefan Nemanjić und Anna Dandolo und 1243 bis 1276 König von Raszien, der Küstenländer und aller Serben.

Beide seine älteren Brüder, Stefan Radoslav und Stefan Vladislav, wurden von der serbischen Reichsversammlung als Könige abgesetzt. Uroš zeigte sich bei der Staatsführung weit talentierter als seine Brüder. So konnte er 1254 ein Bündnis Bulgariens mit der Republik Dubrovnik (Ragusa) und Ungarn bestehen, führte Kriege gegen Byzanz und eroberte weite Gebiete in Mazedonien, konnte erfolgreich päpstlichen Einmischungen in den vorwiegend römisch-katholischen Küstengebieten entgegentreten, und arbeitete an der Einheit seines Königreichs, weswegen er sich bescheiden nur serbischer König (Kralj srpski) nannte. Zu seiner Zeit entwickelte sich das Bergbauwesen, das zur wirtschaftlichen Haupteinnahmequelle Rasziens wurde: Der Saat deckte bis zu einem Drittel des Silbermarktes im damaligen Europa.

Für dieses Unternehmen lud Uroš sächsische Bergleute in sein Königreich. Die Sachsen, die viele Sonderrechte genossen, siedelten in den neu erschlossenen Bergwerken in und um Novo Brdo (altdeutsch Nyenberghe) im heutigen Kosovo. Novo Brdo oder Nyenberghe war mit 40.000 Einwohnern einer der größten Städte Europas und wurde Stadt des Silbers und Goldes genannt.[1] Das von Uroš und mit Hilfe deutscher Sachsen begründete serbische Bergbauwesen wurde damit zu einer der Grundlagen der folgenden Machtentfaltung des Staaes in Südosteuropa.

Uroš war mit Jelena (Hélène) von Anjou verheiratet. Auf einem Feldzug gegen Ungarn wurde Uroš geschlagen und musste daraufhin seinen Thron mit seinem ältesten Sohn Stefan Dragutin teilen, der ihn auf Betreiben seiner königlich-ungarischen Verwandtschaft 1276 stürzte. Uroš zog sich als Mönch in das von ihm begründete Kloster von Sopoćani zurück, wo er 1277 starb.

Triviales

Stefan Uroš I. galt als der Volkskönig unter den Nemanjiden. Seine Popularität bei den einfachen Leuten trug dazu bei, dass sich die meisten seiner Nachkommen nach ihm benannten. Obwohl Raszien unter seiner Regierung einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, blieb Uroš bei einer bescheidenen Lebenshaltung. In seinem bescheidenem Lebensstil wurde er von seiner Frau Hélène unterstützt, die ebenso nicht viel für Pomp und Luxus übrig hatte. In die historischen Annalen eingegangen ist eine byzantinische Mission, welche die Lebensumstände in Raszien erkunden sollte, als Verhandlungen um eine Ehe von Uroš’ jüngerem Sohn Milutin mit der byzantinischen Prinzessin Eudokia, der Tochter Kaisers Michael VIII., geführt wurden. Die byzantinischen Gesandten priesen dabei das höfische Leben in Konstantinopel, woraufhin Uroš sie in einen kleinen Raum führte und ihnen die ungarische Prinzessin Katalina, die Gemahlin seines älteren Sohnes Dragutin, zeigte, wie diese in einfachen Leinen gekleidet auf einem Webstuhl saß. Auf seine Worte: „Und so leben die Prinzessinnen bei uns“, verließen die byzantinischen Gesandten erschrocken Uroš’ Hof, womit auch die Ehe Milutins mit Eudokia nicht zustande kam.

Besonders bemüht war Uroš, regionale und kirchliche Unterschiede in seinem Staat zu überwinden. Auch hier war ihm Hélène eine Stütze. Er unterstützte die Autonomie der überwiegend römisch-katholischen Küstenstädte und wahrte die Unabhängigkeit des römisch-katholischen Erzbistums von Bar, dessen Erzbischof damals Johannes Carpini war, gegenüber den Ambitionen des Dubrovniker Erzbistums. Letzteres konnte auf die Unterstützung des Papstes zählen. So geschah, dass, als zwei Dubrovniker Bischöfe von Benediktinern gehängt wurden, eine päpstliche Gesandtschaft in Kotor eintraf, um die römischen Katholiken in den Küstenstädten zum Gehorsam zu ermahnen. Die päpstlichen Gesandten wurden mit den Worten: „Wer ist der Papst? König Uroš ist unser Papst!“ davongejagt.

Einzelnachweise

  1. Ivan Ivanji, Jugoslawien, APA Guides, München 1991, Serbisches Mittelalter (Autor: Srđan Pirivatrić), S. 38
VorgängerAmtNachfolger
Stefan VladislavSerbische Monarchen
1243–1276
Stefan Dragutin